Tauchsafaris in Ägypten – Ein Ratgeber

 

Jan "Jfibu" Finsterbusch & Christoph "Schaffel" Schaffelhuber

 

Die Frage nach Tauchsafaris kommt immer wieder, gerade für die erste Safari ist man unsicher, wie man das richtige Boot und die richtige Tour aussucht, was man beachten muss und welche Tipps man so bekommen kann.

 

Wir haben deshalb hier einmal zusammen geschrieben, was wir in den letzten Jahren im Rahmen unserer Aufgabe als Moderatoren des Tauchgebiete-Forums im Taucher.net empfohlen haben, was wir dort an nützlichen Tipps lesen durften und was an anderen Stellen hier im Taucher.net in der Vergangenheit an nützlichen Informationen geschrieben wurde.

 

Gerade in Zeiten, in denen viele ein ungutes Gefühl bei Aufenthalten an Land in Ägypten haben, ist eine Tauchsafari eine tolle Möglichkeit, weiter entfernte Spots zu betauchen, der Masse an Tagesbooten zu entfliehen und einen reinen Tauchurlaub mit „Tauchen, Essen, Schlafen“ zu verbringen.

 

1.    Grundvoraussetzungen

Wer eine Tauchsafari bucht, muss sich im Klaren sein, dass er eine Woche auf einem Schiff verbringen wird und dort Wind, Welle und Wetter ausgesetzt sein wird. Wer leicht seekrank wird, sollte sich gut überlegen, ob so eine Tour das richtige für einen ist, auch wenn auf den meisten Schiffen recht gute Medikamente verfügbar sind, die hier Abhilfe schaffen können und auch mit dem Tauchen vereinbar sind.

 

Zusätzlich muss einem klar sein: Schnell mal umkehren und zurück an Land zum nächsten Arzt ist nicht so einfach bzw. nur in Notfällen möglich, man sollte sich selbst und den eigenen Körper gut kennen. Eine Tauchsportärztliche Untersuchung (TTU) sollte selbstverständlich sein, am besten bei einem Arzt der GTÜM (hier findet man einen Arzt in der Nähe:

http://gtuem.org/content/62/128/taucheraerzte

 

2.    Safari buchen - ab welcher Erfahrung?

Die Frage ´Ab wie vielen TG kann ich eine Tauchsafari in Ägypten buchen´ wird oft gestellt und meist auch sehr kontrovers diskutiert. Hier meine Empfehlung dazu:


Grundsätzlich sollte Tauchen immer auch mit Rücksichtnahme zu tun haben - aber Rücksicht ist keine Einbahnstraße…..


Auf den Tagesbooten ist Rücksichtnahme des erfahrenen Tauchers gegenüber den weniger erfahrenen angesagt. Sollte eigentlich selbstverständlich sein, jeder hat mal angefangen und hat von den Erfahrungen anderer profitiert.

 

Auf Safaribooten hingegen schaute es etwas anders aus, hier ist Rücksichtnahme des weniger erfahrenen Tauchers gegenüber den Erfahreneren angesagt - indem man dort erst teilnimmt, wenn man sicher ist, dass man sich unter den dort herrschenden Bedingungen (Strömung, tief, Wellen, negativer Einstieg, Hauptaugenmerk Tauchen) als wirklich geübt und erfahren bezeichnen kann.

 

Wer (noch) nicht in der Lage ist, vom Zodiac bei Wind, Welle und Strömung beim Zeichen des Guides direkt zu springen und direkt ohne Treffen an der Oberfläche abzutauchen (=negativer Einstieg), wird auf einer Safari an den exponierten Plätzen die Gruppe leider erheblich belasten.

Leider kommt es immer wieder vor, dass auf Tauchsafaris die eigentlichen Topspots nicht angefahren werden, weil die Crew einem oder mehreren Teilnehmern diese Spots nicht zutraut – das ist dann für die anderen Teilnehmer, die oft einen Haufen Geld gerade für diese Spots hingeblättert haben, extrem ärgerlich. Da dies natürlich in der Regel nicht so kommuniziert wird, sondern eher auf die äusseren Bedingungen geschoben wird, bekommt der Verursacher das meist gar nicht mit, der erfahrene Taucher wird aber mit Tränen in den Augen die Zodiacs der anderen Boote vor Ort an die exponierten Plätze fahren sehen.


Die Veranstalter sollten das zwar eigentlich durch die ausgeschriebenen Teilnahme-Voraussetzungen regeln, aber aufgrund der wirtschaftlichen Lage vieler von denen wird heutzutage leider jeder mitgenommen, der so tut als wenn er schwimmen könnte (auch wenn fast alle Anbieter 30 bzw. 50 TG als Mindestanforderung angeben, hält sich im Ernstfall kaum ein Veranstalter wirklich daran).

 
Insofern sollte sich jeder gut überlegen, ob er wirklich schon weit genug ist, um an einer Safari teilzunehmen - die reine Anzahl der Tauchgänge ist hierbei unerheblich, 100 Tauchgänge im Baggersee helfen bei Strömung kaum etwas, auch 100 Tauchgänge verteilt über 10 Jahre sind keine Garantie, dass man den Umständen wirklich gewachsen ist. Taucherfahrung kann am besten mit der Anzahl an Tauchgängen unter adäquaten Bedingungen gemessen werden - Ein Taucher mit 1000 Tauchgängen in Thailand ist in deutschen Seen auch erst mal ein Anfänger.......

Man sollte das nicht falsch verstehen: Das hat nichts mit einer Abwertung von Anfängern zu tun, es geht hier darum, einen Schritt nach dem anderen zu und auch zur rechten Zeit zu machen. Erste Taucherfahrung sollte man auf Tagesbooten oder am Hausriff sammeln, damit man später die Safaris auch wirklich genießen kann, ohne selbst das Gefühl zu haben, anderen den sauer verdienten Urlaub zu vermiesen! Ein Taucherleben dauert normalerweise recht lange - man muss nicht alles am ersten Tag erleben........

 

3.    Wie finde ich die für mich richtige Tour?

Es gibt viele Routen und Kombinationen verschiedenster Anbieter, wir haben hier die wesentlichen Obergruppen zusammengestellt:

 

Die Nord- bzw. Wracktour:

 

Abfahrt meist von Hurghada, seltener von Sharm el Sheik, hierbei werden meist die Wracks um Abu Nuhas und der Strasse von Gubal, z.B. der Thistlegorm oder der Rosalie Moller, angefahren. Die Strömung hält sich hier meist eher in Grenzen, die Tiefen liegen meist im Bereich zwischen 15 und 35 Metern. Großfisch ist eher wenig wahrscheinlich, man muss schon viel Glück haben, um mal einen Hai zu sehen, dafür ist die Tour für einen Ersttäter ein empfehlenswerter Einstieg.

 

Die Süd-Tour (Marsa Alam bis St. Johns)

 

Viele der angefahrenen Spots werden inzwischen auch von Tagesbooten erreicht, trotzdem ist das gerade für den Einstieg eine schöne Route. Elphinstone kann immer Überraschungen bringen, auch in St. Johns ist die Chance auf Großfisch nach wie vor nicht schlecht. Hier muss man aber schon mit teilweise heftigen Strömungen rechnen, der Schwierigkeitsgrad liegt ein Stück über der Nordtour.

 

Brothers-Daedalus-Elphinstone

 

Die Großfisch-Tour – nirgends in Ägypten hat man eine vergleichbare Chance auf Großfisch, speziell an Daedalus, aber auch am Big und Little Brother kann man nach wie vor mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Bogenstirn-Hammerhaie und graue Riffhaie sehen, mit ein wenig Glück sogar Fuchshaie an Daedalus oder auch mal einen Longimanus. Es gibt zwei Wracks, die Aida und die Numidia, und im oberen Bereich auch schöne Korallen und weitgehend unbeschädigte Wände. Diese Safari hat den höchsten Schwierigkeitsgrad, es treten starke Strömungen in alle Richtungen, Wind und Welle auf, und ist daher ausschließlich für erfahrene Taucher zu empfehlen!

 

4.    Wie finde ich das richtige Schiff?

Schwierig – hier kommt es auf viele Dinge an, das geht natürlich beim Budget los, bei Sicherheitsempfinden weiter und hört bei den eigenen Erwartungen auf.

 

Hier ein paar Fragen, die man berücksichtigen sollte:

 

Ist genug Platz an Bord zum An- und Abrödeln?

 

Steht für alle Teilnehmer auch ein schattiges Plätzchen am Oberdeck zur Verfügung?

 

Wie viele Teilnehmer sind ausgeschrieben? Zwei mehr oder weniger machen eine Menge aus…

 

Wie sieht es mit der Sicherheit aus, ist z.B. eine Vorkehrung für abgetriebene Taucher vorhanden (Enos, Nautilus o.ä.)?

 

Steht Nitrox zur Verfügung?

 

Wie bewerten andere das Boot – in der Datenbank von Taucher.net findet man viele Erfahrungsberichte (bitte auch zwischen den Zeilen lesen).

 

Wie lange ist die Crew schon an Bord? Ein kürzlich erfolgter Crewwechsel kann durchaus so seine Probleme bringen…

 

5.    Kann ich alleine auf Tauchsafari gehen?

Natürlich. Gerade auf einer Safari ist man rund um die Uhr unter Gleichgesinnten, man findet eigentlich immer einen Buddy. Man kann problemlos eine halbe Doppelkabine buchen. Wer nicht mit einem Fremden die Kabine teilen möchte, kann problemlos an Deck schlafen, wer das auch nicht möchte, sollte so laut schnarchen, dass der andere am Deck schläft…..

 

6.    Was darf eine Tour kosten?

Natürlich hängt das stark vom gewählten Schiff und der Tour ab, es ist schwierig, das hier in Euro anzugeben. Das Internet hat hier dafür gesorgt, dass die meisten Angebote sehr ähnlich aussehen.

 

Grundsätzlich sollte man sich immer über Nebenkosten wie Marinepark-Gebühren, erwartetes Trinkgeld und andere Nebengeräusche informieren.

 

7.    Wo soll ich buchen?

Es gibt Unmengen von Anbietern, die meisten Schiffe sind auch direkt buchbar, manchmal mit ein paar Euro Nachlass gegenüber den Spezialisten. Wir würden hier immer empfehlen, Flug und Safari aus einer Hand zu buchen. Auch wenn der Flug selbst dann oft nur eine Vermittlungsleistung ist, hat man hier im Falle einer Absage der Tour deutlich bessere Karten, als wenn man das Schiff direkt und den Flug im Internet gebucht hat, um ein paar Euro zu sparen.
Daher unsere Empfehlung: Wendet Euch an den Tauchreise-Veranstalter Eures Vertrauens.

 

8.    Welche Reisezeit ist am besten?

Je nach Vorlieben und Kälteempfinden – Spaß macht es eigentlich immer!

 

Unsere umfangreiche Aufstellung mit den zu erwartenden Temperaturen findet Ihr hier in unseren Ratgebern:

https://www.tauchreise-abc.de/ratgeber/reisezeiten-tabelle 

 

9.    Welcher Tauchanzug

Auch hier hängt es von der Reisezeit bzw. der Wassertemperatur ab. Bedenkt aber, dass man bis zu 4 Tauchgängen am Tag macht und der Wind im Winterhalbjahr ziemlich kalt sein kann.

 

10.  Und zuletzt: Was soll ich (neben dem Standard) noch mitnehmen?

 

-         Gut befüllte Reiseapotheke

 

-         Taucherohrentropfen

 

-         Schutz für die Ohren (ideal ist ein Neopren-Stirnband)

 

-         Sicherheitsboje, ohne wird man oft nicht eigenständig ins Wasser gelassen

 

-         Ersatzteile wie Maskenband, Ersatzmaske, Flossenband, O-Ringe

 

-         Für die weniger warmen Monate einen Bademantel und warme Socken

 

-         Jugendherbergs-Schlafsack für Deckschläfer

 

-         Auch ein Riffhaken kann in strömungsreichen Gewässern eine große Hilfe sein

 

 Jan "Jfibu" Finsterbusch & Christoph "Schaffel" Schaffelhuber

 

Januar 2017                                                        Alle Angaben ohne Gewähr

 

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