Philippinen – Großfisch im Riff-Paradies?

 

Wenn es um die Philippinen und das Thema Großfisch geht, hört man immer wieder den Spruch „Auf den Phillis gibt es keinen Fisch, der größer als eine Bratpfanne ist“.

 

Aber: Ist das tatsächlich richtig so? Im Zuge unserer Recherchen wurden wir auf ein Riffparadies aufmerksam, wo das ganz anders aussehen soll.

 

Erstmalig wurden wir auf der Boot mit einer Destination konfrontiert, die gar nicht in das oben geschilderte Bild passen soll: „Tubbataha“!

 

Tubbawas? Nein, das wird jetzt keine Verkaufsveranstaltung für einschlägige Plastikprodukte.

 

Vielmehr besteht das Tubbataha-Riff aus zwei in der Provinz Palawan in der zentralen Zulusee liegenden Atollen, die zusammen das größte Korallenriff der Philippinen bilden. Der Name Tubbataha entstammt dem Samal und bedeutet "großes Riff, das nur bei Ebbe aus dem Wasser ragt"

 

Die exponierte Lage, immerhin ist die nächste bewohnte Insel über 160 Kilometer entfernt, lässt dann doch eine Chance auf etwas „Größeres“ erwarten. Ein Grund fürs Taucher.net Team die gängigen Bratpfannengrößen zu recherchieren, das Maßband einzupacken und mit der örtlichen Fauna abzugleichen. Um ehrlich zu sein: Wir haben uns die Bratpfannen-Recherche geschenkt und stattdessen Fakten zu diesem besonderen Spot recherchiert.

 

Das erste, was hierzu ins Auge fällt, ist, dass das Atoll bereits seit 1988 unter Naturschutz steht. Dieser Umstand ist so bemerkenswert, dass wir uns relativ schnell entschlossen haben, Tubbataha und dem Thema Riff- und Naturschutz jeweils einen Artikel zu widmen.

 

Anfang Mai 2019 ist es soweit und wir befinden uns via Manila auf dem Weg nach Puerta Princesa auf der Insel Palawan, dem Ausgangspunkt der Safari. Nach Puerta Princesa gehen täglich mehrere Direktflüge ab Manila.

 

Auf Palawan angekommen, wird man vom Tauchressort Coopers Beach, zu denen das Safariboot Nayarana gehört, abgeholt und ins rund eine Fahrtstunde entfernte Resort an der Honda Bay oder auch gleich auf die Nayarana gebracht.

 

Aber Achtung, die Safaris sind oftmals weit im Vorfeld ausgebucht und uns gelang es nur mit Glück zwei der begehrten Plätze auf dem Mittelklasse-Schiff Nayarana zu ergattern.

 

Wie sind wir gerade auf dieses Schiff gekommen?
Letztendlich war es ein Tipp von Jan Thies von Nautilus Tauchreisen, der das Schiff häufig anbietet und vom Preis/Leistungsverhältnis geschwärmt hat.  Mit einem Preis von 1680 Euro pro Woche (zzgl. 75 $ Riffschutz-Gebühr) ist das Schiff eine hervorragende Alternative zu den teilweise deutlich teureren Anbietern, die zwar sicherlich mehr Luxus, aber letztendlich auch keine anderen Tauchgänge als die Nayarana anbieten können.

Bevor wir uns jedoch an Bord Richtung Tubbataha einschiffen, nutzen wir die Chance, im angeschlossenen „Coopers Beach Resort“ unseren Jetlag zu überwinden, ein paar Tage einzutauchen und das mitgebrachte Kameraequipment zu testen. Alles in allem kein schlechter Anfang, auch wenn die Fotomotive in der „Honda Bay“ sich deutlich von den für die Safari avisierten Motiven unterscheiden. So können wir innerhalb weniger Tage reichlich Makromotive wie Geisterpfeiffenfische, Anglerfische, Sepien und unzählige unterschiedliche Nacktschnecken, um nur wenige Beispiele zu nennen, auf unseren Speicherkarten verewigen.

 

Besonders praktisch ist, dass der Wechsel von der Basis auf das Schiff sehr unkompliziert ist, das Tauchequipment wird von der Crew auf das Schiff transportiert, ein einstündiger Minibus-Transfer zum Schiff, Kabinen beziehen und fertig.

 

Dennoch richtet sich unser Fokus mehr und mehr auf die ausstehende Safari. Selbst von möglichen Walhaibegegnungen ist die Rede und so fiebern wir den kommenden Tagen entgegen. Der erste Abend an Bord wird dann auch gleich mit dem ersten Highlight versehen. Für Fleischesser wird ein Spanferkel serviert, allerdings kommen auch Vegetarier an Bord der „Narayana“ auf ihre Kosten. Nach einem verpflichtenden Briefing durch die Parkranger zum Thema Riffschutz dürfen wir dann endlich in See stechen.

Nach der rund zwölfstündigen Überfahrt erwartet uns am nächsten Morgen kristallklares Wasser am „Jessie Beazley Riff“. Eine moderate Strömung zieht unsere Gruppe etwas auseinander und verteilt uns entlang des Riffs. Zwischen den Tauchern kreuzen kleine Weißspitzen und auch die eine oder andere Schildkröte beobachtet unsere etwas derangierte Tauchergruppe. So einen Checkdive hätte man gerne öfter, 30 Grad Wassertemperatur, über 30 Meter Sichtweite und unzählige Fischschwärme. Direkt nach dem Tauchgang setzt sich die „Narayana“ wieder in Bewegung und setzt zum eigentlichen Tubbataha Atoll über. Die folgenden Tauchgänge finden rund um das „Malayan Wreck“ am Nordatoll statt. Auch hier gigantische Sichtweiten, Fischschwärme, Schildköten und kleinere Haie, aber auch erste Sichtungen von grauen Riffhaien.

 

Am nächsten Morgen wird ans Südatoll übergesetzt und die dortigen Steilwände werden erkundet. Auf 45 Meter kommt uns ein Hammerhai entgegen, unser Guide Arhjay schaut winzig im Vergleich zu dem Meeresräuber aus. Leider war die Distanz zum Hai dann doch zu groß um von dieser Begegnung ein Foto mitzunehmen, trotzdem ein tolles „Hailight“.  Auch hier begegnen uns unzählige Fischschwärme und viele „kleine“ Haie.

Bereits am dritten Tag nehmen wir die kleinen Weiß- und Schwarzspitzenhaie als selbstverständlich wahr. Kein Taucher ist mehr großartig interessiert, da uns diese Haiarten bei jedem Tauchgang begleiten und damit quasi vertraut sind. Längst ist das ganze Boot im Safarimodus und bewegt sich nur noch zwischen tauchen, essen, schlafen und den entsprechenden Wiederholungen. Die vier Tauchgänge am Tag sind in jedem Fall eine willkommene Abkühlung. Bei Temperaturen von 35 Grad im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit von nahe einhundert Prozent fällt die Bewegung an Deck spürbar schwer. Der Mai gehört zu den heißesten Monaten auf den Philippinen, allerdings ist ein Besuch am Tubbataha Riff nur in den heißen Monaten möglich. Aufgrund der Monsunwinde ist es nur im Zeitfenster von März bis Juni möglich das Atoll zu besuchen. 

 

Tubbataha indes bietet uns jeden Tag eine neue Überraschung. Mal flitzt ein Adlerrochen an einem vorbei noch bevor man auch nur daran denken kann die Kamera zu zücken, dann wieder hat man genug Zeit sich paarende Schildkröten zu beobachten, was wohl auch mal etwas länger dauern kann.

 

Auch marmorierte Stechrochen und Blaupunktrochen begegnen uns wiederholt. Napoleons sind inzwischen ebenso selbstverständlich wie die kleinen Riffhaie. Ein Kandidat bleibt aber konsequent außer Sichtweite. Ja der ungekrönte König jeder Tauchsafari, der Walhai glänzt durch Abstinenz. Wobei das so nicht ganz richtig ist. Mitten während der „Mittagspause“ schallt ein Ruf übers Boot: Walhai!!! Sogar zwei dieser Riesen ziehen gemächlich am Boot vorbei. Leider sehen ihre Bewegungen nur gemächlich aus. Noch bevor jemand auf dem Tauchdeck soweit ist, dass er sich mit Schnorchel, Flossen und Kamera ausgerüstet hat, sind die beiden schon wieder im Tiefen Blau verschwunden.

 

Auch die kommenden Tage verweigern sich die gepunkteten Riesen der Meere der Mitarbeit. Auch wenn dies auf der einen Seite für Enttäuschung sorgt, so ist uns doch bewusst, dass das Meer nun mal kein Streichelzoo ist. Wäre ja auch langweilig. Obwohl dies auf der einen Seite enttäuscht, vermag uns Tubbataha immer wieder in seinen Bann ziehen. Die Artenvielfalt, die riesigen Schwärme von Jackfisch, Barrakudas und die unglaubliche Vielfalt des intakten Korallenriffs bringen auch uns erfahrene Taucher ins Staunen. Umso mehr, wenn man weiß, dass hier früher (vor der Naturschutzzone) mit Cyanid, Dynamit und anderen Methoden gefischt wurde.

 

Unterm Strich? Ein streng geschütztes Riff mit der Garantie auf Großfisch? Wo findet man dies für einen überschaubaren Preis? Ja, der ganz Große ließ sich auf unserer Safari nicht sehen, aber auch die Napoleons, Weißspitzen usw. passen nicht in unsere eingangs erwähnte Bratpfanne.

 

Also ja, wenn wir ein nächstes Mal die Chance auf eine Safari zu diesem Spot haben, dann werden wir die Chance nicht entgehen lassen!

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